Das Dilemma der andauernden Progression

Es wird häufig die Frage gestellt, warum die meisten in die Jahre gekommenen Prog-Acts deren einstige Qualität nicht mehr reproduzieren können, obwohl es sich zweifellos um hervorragende und professionelle Musiker handelt. Ich bin der Ansicht, daß es keinesfalls an mangelndem Ideengut liegt oder daran, daß ihnen die Fähigkeit derartiges zu leisten abhanden gekommen wäre.

Ich denke, die Ursache ist mehr eine mit zunehmendem Alter, gefestigteren sozialen Bindungen und den damit verbundenen Interessensverlagerungen einhergehende Trägheit und auch Faulheit.

Meist hat sich das Leben des Künstlers dann gegenüber seiner Anfangszeit so verändert, daß er aufgrund diverser Sachzwänge und anderer Interessen sich nicht mehr in diesem extremen Ausmaß seiner Kunst widmen kann oder will. Es gehört schon eine Art Fanatismus dazu, mit einer derartigen Intensität und starkem Willen daran zu gehen, ein absolut zeitloses und kompromißloses Kunstwerk zu schaffen.

Vor allem die Bereitschaft, permanent ein großes Maß an Geduld aufzubringen und ein bereits gefestigtes kompositorisches Konzept doch noch ein weiteres mal zu überarbeiten auf der Suche nach der optimalen Lösung, ist sicher sehr schwer über Jahrzehnte aufrechtzuerhalten.

Auf der anderen Seite würde eine ständige Progression in letzter Konsequenz bedeuten, daß die Musik immer weiter in atonale Bereiche vordringen und sich der modernen "E-Musik" annähern würde. Dann aber gepaart mit der Power und den spezifischen Ausdrucksformen des Rock.

Bands wie Univers Zero haben bereits derartige Wege beschritten, weitgehend unbeachtet von einer größeren Öffentlichkeit. Ich bin jedoch überzeugt, daß gerade an diesen fernen Ufern noch immense Jagdgründe für progressive Geister liegen.